Montag, 8. November 2010

Das Fest
Am 4. und 5. November wurde das jaehrliche Diwali-Fest gefeiert.Um dessen Ursprung ranken sich verschiedene Legenden, die ich laengst nicht alle kenne. Wichtig in allen ist aber das Licht. Das fuehrt dazu, dass das Fest an unseren Silvesterabend erinnert. Zahlreiche Feuerwerke werden abgeschossen, es knallt und leuchtet heftig.

Vorfreude:
Bereits in der Woche vor dem Fest wurde fleissig geknallt. Unwissende - wie ich - wunderten und erschraken sich gelegentlich heftig, wenn lautes Knallen auf der Strasse vor dem Internetcafe zu hoeren war, dass - rein von der Lautstaerke her - auch ebenso gut das Ausbrechen eines Buergerkriegs haette ankuendigen koennen (so erschien es mir zumindest). Obwohl wir keine Raketen und Feuerwerkskoerper kauften, planten auch wir natuerlich einen festlichen Abend. Und was ist da besser, als auf einem Rooftop-Restaurant ueber den Daechern Madurais auf das Feuerwerk hinunterzugucken? Einige der exquisieteren Hotels haben so eine Dachterasse und - anders als in Deutschland koennen wir uns diesen Luxus hin und wieder ganz gut goennen.

Erste Schwierigkeiten:
Schon am Nachmittag zogen dicke Regenwolken auf, unablaessiges Feuerwerksknallen im Hintergrung verfeinerten die Stimnmung (schon in der Nacht hatten einige von uns recht merkwuerdige Traeume gehabt in denen viel geschossen wurde). Da unser bevorzugtes Restaurant, das Hotel Madurai Residency jedoch auch ueberdachte Flaechen auf den Terasse hat, freuten wir uns - von all diesen Umstaenden unbeeindruckt - auf den Abend. Um 19:00 sollte es losgehen. Um 18:00 begann es heftig zu regnen und wir kamen ins Nachdenken: Auf der Fahrt in der Rickshaw wuerden wir sicher ziemlich nass werden. Kurz vor 19:00 lie?der Regen etwas nach. Leider rief just da Sarahs Mutter an und da die beiden schon den ganzen Tag versucht hatten, sich zu erreichen (was aus irgendeinem raetselhaften Grund immer wieder gescheitert war), warteten wir nun das Ende des Telefonats ab. Leider war der Regen nicht so geduldigt wie wir und kam mit verdoppelter Staerke zurueck - es goss unglaublich, sodass wir uns, als Sarah zu Ende telefoniert hatte nurmehr den Weg zur Mensa zutrauten.Dort angekommen erfuhren wir - in der riesigen Pfuetze vor dem Eingang stehend - das an diesem Abend geschlossen war- ebenso wie unser Stammimbiss wenige Meter vom Campuseingang entfernt. Hilfreiche Studenten konnten uns immerhin einen Imbiss in der Naehe nennen, der offen hatte. Sie statteten uns mit zusaetzlichen Regenschirmen aus und wir zogen aus, um Essen zu finden. Die Strassenn - insbesondere deren verkehrstechnisch relativ sicheren Raender - waren voller Pfuetzen, aber der mittlerweile ziemlich starke Hunger trieb uns voran. So bekamen wir zwar nicht das geplante Luxusessen, aber doch zumindest Parotta und Omelett in die dankbaren Baeuche.

Versuch Nr. 2:
Als wir vom Essen zurueckkamen hatte der Regen aufgehoert und das stetige Knallen der Feuerwerkskoerper (das nur der heftigste Regen hatte unterbrechen koennen), bereits wieder angefangen. Eine kurze Weile erlegten wir, dann lockte uns der Gedanke an einen Nachtisch-Lassi auf der Dachterasse noch einmal hinaus. Trotz des starken Diwali-Verkehrs hatten wir Glueck und erwischten ziemlich bald eine (sogar voellig leere) Sammelrickshaw, die unweit des Residency halten wuerde. "Dann muessen wir nur noch ueber den PLatz". Dieses "nur noch" entpuppte sich als neues Abenteuer, denn als wir aus dem Fahrzeug kletterten mussten wir feststellen, das weniger von einem Platz, als vielmehr von einem See zu sprechen war, in dem ein unuebersichtliches Chaos von Menschen, Rickshaws, Autos und Bussen unterwegs waren. Die letztgenannten verursachten beim Fahren derart heftige Wellen, dass man sich beinahe im Meer waehnte. Bald waren wir knietief in der Bruehe versackt - Muell und verloren gegangene Schuhe umspuehten unsere Fuesse, waehrend wir versuchten, so trocken und so wenig ueberfahren wie moeglich auf die andere Seite zu gelangen. Letzteres klappte - trotz gelegentlich anderer Befuerchtungen - erstaunlich gut, bei ersterem konnte man hingegen kaum von Erfolg sprechen. Leider sind die Fotos etwas dunkel geworden, weil ich zwischen den hupenden Bussen nicht genug Zeit hatte, den Blitz auszuschalten. Vielleicht koennt ihr die Wassermassen trotzdem erahnen...
Ab durch die Riesenpfuetze

Als wir schliesslich beim Hotel unsere Wahl ankommen, wusste man unser heldenhaftes Durchhaltevermoegen noch nicht einmal zu schaetzen - das Restaurant war geschlossen, da man vom Dach aus Feuerwerkskoerper abschoss. So liessen wir uns - damit wir den Weg zumindest nicht umsonst gemacht haetten - mit der Bar im Keller vertroesten. Die jedoch war - ganz modern - mit Klimaanlage ausgestatten. Und wenn eine solche schon einmal da ist, dann wird sie auch ausgenutzt. Wir fuehlten uns wie im Eisschrank, blieben dann aber trotzdem.
Sarah und Lisa in der Bar

Aus dem Lassi wurde dann auch nichts, denn die Bar hatte nur alkoholische Getraenke. So goennte ich mir dann einen Cocktail, der teurer war, als das Menue das ich beim letzten Mal im Restaurant gegessen hatte (vom Imbiss ganz zu schweigen).
Auch mal wieder nett...

Allerdings bot die bar doch einige interessante Eindruecke. Zunaechst einmal den Tamil-Film, der abgespielt wurde, in dem die Helden samt ihren Gegnern heftig singend durch Venedig tanzten und sich nebenbei zu erschiessen versuchten, dann aber vor allem ein grosses Bild einer indischen Frau mit Whiskyglas in der einen und einer Zigarette in der anderen Hand. Normalerweise bekommt man Alkohol (von den teuern Bars abgesehen) nur in sehr zwielichtigen Laeden, die fuer Frauen gefaehrlich sind. Ueberhaupt wird wenig getrunken. Und rauchende Frauen waeren ein echter Skandal...
Was es nicht alles gibt...

Trotz dieser hoechst ungewoehnlichen Dekoration trieb uns die Kaelte in der Bar bald wieder auf die Strasse und zurueck ins TTS.

Die Nachfeier:
Tags drauf war Diwali hoerbar noch nicht wirklich vorbei. Zwar wurde etwas weniger haeufig geknallt, aber die Geraeuschkulisse blieb ebenso vorhanden wie das Internetcafe geschlossen und so langsam wurden wir alle etwas unruhig. Abends hatten wir jedoch Glueck. nach etwas Telefonieren (diesmal waren wir vorsichtig geworden) fanden wir ein offenes Rooftop-Restaurant und hatten auch an diesem abend noch einen schoenen Blick auf Stadt und Feuerwerk.

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