Mittwoch, 27. Oktober 2010

Dialogue Exposure (17.-24.10.)

Dialogue exposure

Seit einigen Tagen bin ich von meiner zweiten kleinen Reise zurueck, die laenger, aber auch wesentlich weniger nervenaufreibend war, als diejenige nach Kodaikanal. Vier Tage lang durften wir mit den Bachelorstudenten des Abschlussjahrgangs auf eine Exkursion zu verschiedenen Tempeln und anderen religiösen Orten.

Jedes Jahr werden die TTS-Studenten auf eine solche "exposure" geschickt. Je nach Jahrgang gibt es verschiedene Themen. Die letzte Exkursion - im 4. Studienjahr - ist dem interreligiösen Dialog gewidmet.Das Programm findet auf Tamil statt, also wurden uns Übersetzer zugeteilt,die für uns zuständig waren. Im Laufe der Woche übersetzten aber viele verschiedene Leute für uns.
Am Sonntag dem 17.10 begann das Programm in Madurai. Bis Mittwoch war vor Ort Programm - es gab Gebete, Vorträge und Besuche bei einem buddhistischen Mönch, in einem Jaina-Tempel und im Meenakshi Amman Kovil, den großen Hindu-Tempel in Madurai.

Der Buddhist
Am Montag nachmittag ging es mit dem Bus zu einem etwas außerhalb von Madurai gelegenen buddhistischen Zentrum. Dort erwartete uns ein Mönch, der auch im TTS unterrichtet, vielen also schon bekannt war. Ich konnte nicht umhin, festzustellen, dass unser Gastgeber, schon was seine Figur betraf, den gängigen Vorstellungen von Buddha selbst ziemlich genau entsprach. Später erklärte er uns auch, dass bei zunehmend starker Meditation vor der Buddha-Statue, auch äußerliche Ähnlichkeiten mit dem Meister auftreten, machte dies aber vor allem an der Form seiner Ohren deutlich, die derjenigen des Buddha weit ähnlicher sei,als der irgend eines seiner Familienmitglieder. Tatsächlich war aber auch der Buddha im Garten, den wir besichtigen durften, von eher schlanker Figur.
Von seinem Gespräch mit den Studenten haben wir leider zu wenig mitbekommen. Obediya, meine Übersetzerin, gab sich zwar wirklichMühe und spricht auch ein wirklich gutes Englisch, aber auch sie war natürlich sehr damit beschäftigt, zuzuhören und neue Eindrücke zu verarbeiten.
Im Kern ging es, wenn ich das richtig mitbekommen habe, um die Unterscheidung von need und desire (gerade frage ich mich, wie man das am besten wiedergeben kann, vielleicht mit Bedürfnis und Verlangen). Letzteres, also seine Leidenschaften, seine Begierden nach nicht unbedingt notwendigen Dingen, soll der Mensch - so unser Gastgeber - nach der buddhistischen Lehre überwinden und in positive Kraft umwandeln. Darüber habe ich lange nachgedacht und auch mit Steffi uns Sarah nochmal besprochen. Natürlich weiß ich, dass ich mir manchmalmit dem ersehnen (oder begehren) von nicht Realisierbarem das Leben schwer mache, ebenso kommt es vor, dass ich die Kraft, die durch möglicherweise überzogene Emotion verloren geht, vielleicht weiser eingesetzt werden könnte - das ist schon ein richtiger Punkt. Aber würde ich ohne all diese (manchmal unerfüllbaren) Wünschen, Sehnsüchten udn Emotionen noch ein menschliches Leben führen. Würde ein solches Leben Spaß machen? Und vor allem: Würde es mich wirklich weiterbringen? Lerne ich mich nicht gerade im Durchleben all dieser Gefühle kennen und gerade dann, wenn ich mich ihnen auch mal hingebe, sie würdige, auch dann, wenn ich sie nachher vielleicht als unsinnig erkenne? Darf das "desire" nicht auch mal bleiben, was es ist?
Aber vielleicht sind das ja auch zwei Seiten einer Medallie, vielleicht gehören ja das Durchleben und das Besiegen von Begierden zusammen. Allerdings würde ich nicht gerade von "besiegen" sprechen, eher davon, diese Gefühle in angemesse Bahnen zu lenken...
Kerstin hat uns angeboten, den Mönch nochmal zu treffen, zumal der auch Englisch spricht. Vielleicht bringt mir das auch neue Erkenntnisse...
Buddha im Garten


Tempel in Madurai
Am Dienstag besuchten wir einen Jaina-Tempel in Madurai. Leider weiß ich noch zu wenig über diese Religion, um wirklich etwas Qualifiziertes dazu sagen zu können. Strenge Jains tragen eine Mundschutz und fegen den Boden vor ihren Füßen, um nicht aus Versehen ein Tier zu verschlucken oder zu zertreten, denn jedes noch so kleine Tier, das getötet wird, wirkt sich, so glauben sie, negativ auf ihr Karma aus. Im Tempel selbst habe ich aber keine solchen Jainas gesehen. Hier habe ich also ein Thema entdeckt,über das ich noch viel lernen kann.
Eigentlich ging es mir auch in den Hindu-Tempeln, die wir besichtigten, kaum anders. Über Hinduismus habe ich zwar das eine oder andere schon gelesen, da dieser Begriff aber eine von außen (von den britischen Kolonialherren) herangetragene Bezeichnug an die Vielfältigen Kulte und Traditionen Indiens ist, auf die auch die Bezeichnung "Religion" (zumindest mit unserem Verständnis davon im Kopf) schwierig anzuwenden ist und vor allem eine unglaubliche Vielfalt herrscht, ist eben auch mein Wissen daüber nur sehr begrenzt.
Aber auch ohne viel Wissen beeindrucken die Tempel schon auf Grund ihrer Architektur und des Lebens, das darin stattfindet. Der Meenakshi-Tempel ist sehr weitläufig, bietet viele verschiedene Räume, viele Menschen sind unterwegs. Den Eindruck zu beschreiben ist fast unmöglich. Leider waren wir nur kurz da. Kerstin wird aber noch eine Führung für uns (die sechs Deutschen) machen, dann werde ich sicher mehr lernen und auch Fotos vom Inneren des Tempels machen.
Am Mittwoch abend hatten die Männer Gelegenheit, eine Moschee zu besichtigen. Wir leider nicht, denn Frauen dürfen in Indien nicht in Moscheen. Uns wurde auch berichtet, dass von dem Gastgeber dort nicht eben nette Dinge über Frauen gesagt wurden. Vielleicht war es ganz gut, dass ich nicht da war...

Der Meenakshi-Tempel


Die erste Reise-Etappe
Am Donnerstag früh (wirklich früh, um fünf Uhr morgens) ging dann die Fahrt los. Zunächst nach Trichy, wo wir in einer Kirche zum Frühstück eingeladen waren und dann mit Kleinbussen zu drei Tempeln fuhren. Von denen fliegen so viele Eindruecke in meinem Kopf durcheinander, dass ich kaum mehr weiß, welches Bild, welcher Gedanke zu welchem Tempel gehört. Dabei wäre es spannend gewesen, die Unterschiede feststellen und behalten zu können. Klar ist: In den brahmanischen Tempeln der "Hochreligion" dürfen keine Nichtinder, eigentlich auch keine Nichthindus,in das Allerheiligste des Tempels, in den Schrein, in den eher volkstümlichen Tempeln ist das hingegen möglich. Leider gerieten wir in einem solchen in eine viel zu lange Schlange und hatten viel zu wenig Zeit, sodass uns auch dort der Blick ins Innerste des Tempels nicht möglich war. Ein Abenteuer war das trotzdem, denn es waren - vermutlich um den Menschenandrang in Bahnen zu lenken - aus Metallzäunen sehr enge Gänge aufgebaut, durch die man zum Schrein hindurchgehen musste. Erst, als wir schon eine Weile gegangen waren, sahen wir die lange Schlange, die uns erwartete, und wussten, dass wir, sollte wir uns anstellen, nicht pünktlich zum Bus würden kommen können. So beschlossen, wir, wieder zum Anfang des Gangsystems - also gegen die eigentliche Richtung - wieder hinauszugehen. Da war es nun aber voll geworden und in den knapp bemessenen Gängen war es kaum möglich, dass sich zwei Menschen aneinander vorbeischieben konnten. Teilweise mussten wir ein Stück an den Zäunen hinaufklettern, um den in die Gegenrichtung Gehenden Platz zu machen. Ein Foto davon wäre sicher sehr lustig gewesen, aber ans Fotografieren dachte niemand, zumal wir auch voll und ganz mit Festhalten beschäftigt waren. Gleich im ersten Tempel, den wir besuchten, konnten wir - rein zufaellig im Vorbeigehen - bei einer Hochzeit zugucken, wobei die (sehr kleine) Hochzeitsgesellschaft unseren Besuch offenbar ebenso spannend, wie wir das Zeremoniell...
Wir schliefen - wie auch in den weiteren Nächten -in zwei Kirchen (eine für die Männer, eine für die Frauen) in Cuddalore. Wir schliefen auf Matten auf dem Boden, aber so müde, wie ich jedes Mal war, bemerkte ich das kaum. Das Bad allerdings war eine Sache für sich. Dort herrschte, wie Sarah schön formulierte, "eine erstaunliche Artenvielfalt"...


Die Hochzeit

Ein Tempeltor


Ein Elefant im Tempel

Der tanzende Gott
Am Freitag besuchten wir einen weiteren Tempel, in dem Shiva als König des Tanzes verehrt wird. Viele Bilder zeigen den Gott in einem ganz offenbar atemberaubenden Tanz. Eine Geschichte erzählt, wie Shiva mit Shakti (einer weiblichen Gottheit) um die Wette tanzte. Dabei verlor er einen Ohrring. Da er den Tanz aber nicht unterbrechen wollte, hob er den Ohrring mit dem Fuß auf und befestigte ihn - ebenfalls mit diesem Körperteil - wieder am Ohr, ohne mit dem Tanzen aufzuhören. Das konnte Shakti ihm nicht nachmachen - nicht verwunderlich, meine ich. Liebe Heidelberger TäzerInnen - wenn denn ein paar von euch das hier lesen - da habt ihr doch mal eine neue Figur, an der ihr arbeiten könnt. Ich bin gespannt, wie weit ihr bei meiner Rückkehr gekommen seid und wer König oder Königin des Tanzes wird ;-)
Der tanzende Gott


Zum erstem Mal an der indischen Küste
Freitag abend durften wir abends für eine Stunde ans Meer. Am Strand von Cuddalore, wo es langsam dunkel wurde, liefen wir mit aufgekrempelten Hosenbeinen ein Stück ins Wasser, wurden dabei wegen der Wellen nasser als geplant und hatten sehr viel Spaß dabei ;-) Lisa und Magda sagen "My Bonnie is over the ocean" und noch ein paar andere Lieder. Ich hatte furchtbar Lust zu schwimmen, aber natürlich keine Badeanzug dabei - zumal keinen, der für indische Ansprüche genug bedeckt. So einen werde ich mir noch kaufen müssen. Es war aber schon wunderbar und entspannend, einfach das Wasser um die Beine fließen zu fühlen und in die Ferne zu gucken... Nach den letzten beiden spannenden aber anstrengenden Tagen tat mir das sehr gut.
Spass im Wasser

Ein Anblick zum Ausruhen...

Pondicherry
Am nächsten Tag standen zwei interessante Punkte auf dem Programm: Über Auroville fuhren wir nach Pondicherry. Auroville ist ein Ort nahe bei Pondicherry, wo eine internationale Gemeinschaft lebt, die mit Auroville einen Ort der Erziehung schaffen will, eine Gemeinschaft, die die menschliche Einheit verkoerpert, einen Ort "materieller und spiritueller Forschung". Eigentlich wollte ich euch die (sehr kurze) Charta hoer rein kopieren, aus irgend einem technischen Grund geht das aber gerade nicht. Ihr koennt aber einfach mal bei Wikipedia "Auroville" eigeben, da findet ihr die und noch einiges andere Wissenswerte.
Etwas seltsam fand ich es, dass einerseits betont wurde, die Gemeinschaft wolle keine neue Religion gründen, ja sogar über die bestehende hinausgehen (das zumindest wurde in einem kurzen Infofilm gesagt), andererseits aber von einer "divine consciousness" gesprochen wurde, der man als Bewohner von Auroville dienen solle. Und, dass ein unglaublich großes, aufwändiges Meditationsgebäude errichtet wurde, in dem man eben jene "divine consciousness" meditativ erfahren soll... wenn das nicht zumindest pseudoreligiös ist... Ich moechte da auf jeden Fall nochmal hin, mir mehr Zeit nehmen und dem nachgehen...
Ein Baum mit vielen Staemmen


Das Zetrum von Auroville

Besonders schön - neben all diesen spannenden Menschheitsfragen - war jedoch der weitläufige Park, der es endlich einmal wieder ermöglichte, einfach eine Weile ruhig im Gras zu liegen. Und er bot einen besonderen Baum, dessen Namen ich leider vergessen habe: Er bildet an den Ästen neue Stämmemit Wurzeln, die von oben wieder in den Boden wachsen.

In Pondicherry mussten die TTS-Studenten den Dozenten persönliche Rückmeldungen geben und diskutieren. Da auch das auf Tamil stattfand hatten wir 5 Deutschen frei und genossen die Strandpromenade, ein Café, bummelten durch ein paar Straßen und sahen dann lange dem Sonnenuntergang und Mondaufgang am Meer zu. Wunderschön... dort werde ich mit Dominik Silvester feiern :-)!!!
Die Strabdpromenade in Pondicherry

Sonnenuntergang am Meer
Und der Mond...

Und zurück
Am Sonntag gab es dann noch einen Gottesdienst, eine letzte Austauschrunde und sehr leckeres Mittagessen. Dann gings (8 Stunden lang) mit dem Bus zurück nach Madurai. So müde, wie an diesem Abend bin ich lange nicht mehr ins Bett gefallen!

Und nun?
Was sagt mir nun diese dialogue exposure zu der Frage, die ich so spannend finde - wie interreligiöser Dialog woanders stattfindet, insbesondere in einem Land,indem seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden viele Religionen nebeneinander beheimatet sind und wie gehen Christen, die sich in ihrem Land nicht in der Minderheit befinden, an diesen Dialog heran... Vieles, was mir darüber Aufschluss hätte geben können, habe ich vermutlich auf Grund der Sprachbarriere nicht mitbekommen, also kann ich nur eine sehr vorläufige und vorsichtige Antwort geben. Das Wichtigste - und eigentlich auch Selbstverständlichste -ist, dass auch hier nicht vom generellen Standpunkt des Inders an sich gesprochen werden kann. Wir konnten viele verschiedene Menschen und also auch Herangehensweisen beobachten. Einige wussten bereits viel über Hindutempel, konnten uns einiges erzählen, andere wussten vielleicht weniger, manche schienen eher unreflektiert ihren christlichen Standpunkt vorauszusetzen, andere hatten ihre Denkweise und deren Ausgangspunkt sehr genau reflektiert. Aber so unterschiedlich sie an den Dialog herangingen - ich habe niemanden getroffen, der ihn nicht für wichtig gehalten hätte. Mehr lässt sich fast nicht sagen. Hoffentlich kriege ich den Kurs "Christianity an other Faithes" in meinen Stundenplan (noch fehlen uns die Zeitangaben zu den Kursen, sodass wir nicht planen können), vielleicht werde ich dann mehr erfahren und begreifen.

Auf jeden Fall hat sich die exposure schon wegen der vielen netten Smalltalks und längeren Gesprächen mit vielen der Studenten gelohnt, von denen sich einige besonders nett um uns kümmerten, uns übersetzten und erklärten. So haben wir viele Leute kennen gelernt und fühlten uns in der Gruppe sehr wohl :-) Hoffentlich geht das mit Semesterbeginn so weiter.

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Empfehlung

Wer meinen Blog verfolgt und trotzdem nicht genug von Indien hoeren kann, oder wer einfach mal auf einen anderen Blickwinkel gespannt ist, sollte unbedingt die beiden Blogs in meiner Blog-Liste lesen. Steffi studiert - wie ich - am TTS, Lisa macht hier einen Freiwilligendienst.

Freitag, 15. Oktober 2010

Indische Dichtung

Da ich schon einmal dabei bin, Berichte nachzuliefern, kommt hier gleich noch etwas:

Am Sonntag waren wir in einer fahrenden Ausstellung (von Indian Railways organisiert und deshalb im Zug). Es ging um den indischen Schriftsteller und Nobelpreistraeger Rabindranath Thakur (oder Tagore, da gibt es verschiedene Schreibweisen). Eine Ausstellung zu beschreiben ist schwierig, deshalb kriegt ihr einfach mal eine Kostprobe indischer Dichtung. Allerdings nicht ganz aktueller, denn Thakur lebte ende 19.- Anfang des 20. Jahrhunderts. Trotzdem: Ich finde, um ein land zu verstehen, lohnt sich ein Blick in seine Literatur:
Hmmm, da meine Kamera gerade spinnt, auf der das Bild vom abfotographierten Gedicht ist, bekommt ihr jetzt ein anderes schoenes von ihm, das ich gerade im Internet gefunden habe. Es lebe die Improvisation:

My Friend
















 
  Art thou abroad on this stormy night
on thy journey of love, my friend?
The sky groans like one in despair.

I have no sleep tonight.
Ever and again I open my door and look out on
the darkness, my friend!

I can see nothing before me.
I wonder where lies thy path!

By what dim shore of the ink-black river,
by what far edge of the frowning forest,
through what mazy depth of gloom art thou threading
thy course to come to me, my friend? 
  


Und hier kommt noch ein Bild vom Zug

Ein erster Hauch Alltag

Kaum zu glauben: Als ich heute morgen durch die Straßen ging - die zwar immer normaler wurden, aber bis gestern immernoch ein bisschen fremd und aufregend geblieben waren - fühlte ich tatsächlich das erste Mal so etwas wie Alltäglichkeit. Ich ging zur Bank, eine Zeitung holen, Anti-Moskito-Salbe kaufen und Wasser kaufen. Lauter kleine Erledigungen - und ein bisschen fühlte ich mich schon, wie zu Hause beim Einkaufen. Das war wunderschön! Beim sympathischen Tee-Mann, der einen kleinen Laden nahe dem Campus-Eingang hat, legte ich eine spontane Pause ein. Zwar schwitzte ich ziemlich, erinnerte mich aber daran, gehört zu haben, dass heiße Getränke für schwitzende Körper gut sei. Zudem ist ein Besuch beim Tee-Mann ein Wert für sich. Er ist sehr, sehr sympathisch, kennt alle Deutschen, die seit 1990 im TTS waren, spricht sehr gutes Englisch und freut sich immer wenn wir zu Tee und Smalltalk vorbeikommen. Auf seinem Handy hatte er Fotos von Mathias und Bernhard, die ich aus Heidelberg kenne. Der Laden heißt mit Recht "Home Tea" - ich fühle mich dort sehr zu Hause.

             Auf dem Campus (im Hintergrund das MTh-Hostel, wo wir wohnen

Auf dem Campus haben wir nun - nach gut zwei Wochen im Gästehaus - unsere endgültigen Zimmer beziehen können, die für uns frisch gestrichen worden sind. Drei schöne große Zimmer mit einem gemeinsamen Hof, in dem wir nun jeden Morgen zusammen früstücken. Mit einem kleinen rot-gelb gestreiften Teppich habe ich schon angefangen, es mir gemütlich zu machen. Auch ein paar Bilder möchte ich mir noch kaufen.
Mein Moskitonetz konnte ich nun auch aufhängen und irgenwie gefällt es mir, darunter zu schlafen- es wirkt so ein bisschen wie ein kuscheliges Zelt. Zudem hat das Bad eine wirklich gute Dusche, was nicht selbstverständlich ist. Meistens duscht man hier mit einem großen und einem kleinen Eimer.
Etwas arg merkwürdig kam ich mir vor, als ich herausfand, dass wir sogar Klo und Bad geputzt kriegen.

                                                            Mein Zimmer

Gestern hatte ich auch meine zweite Yoga-Stunde. Die war zwar ziemlich schweißstreibend.Das tat aber gut, denn ein bisschen  leide ich hier unter Bewegungsmangel. Zudem fand sie auf einer wunderschönen Terasse statt und während der entspannenden Phasen in denen ich Palmen, Bäume und Blumen sah, Vögel hörte und mich wohlfühlte, freute ich mich unglaublich, dass ich trotz allen Zweifeln den Mut gehabt hatte, nach Indien zu kommen!

Die Alltäglickeit wird aber nicht lange anhalten. Am Wochenende beginnt für die Bachelorstudenten die "Dialogue Exposure" ein Programm in dessen Rahmen Gotteshäuser, Tempel und religiöse Stätten verschiedener Religionen besucht werden. Samstag abend geht es los. Bis Mittwoch sind wir in Madurai unterwegs und ab Donnerstag gehts dann mit Bus und Bahn auf die Reise. Das wird sicher anstrengend, aber ich bin schon sehr neugierig darauf! Ich glaube, ihr könnt mich alle beneiden ;-)

                                                 Die Kapelle auf dem Campus

Unser erster Ausflug - Kodaikanal

Diesen Bericht schulde ich euch eigentlich schon laenger. Unser erster Ausflug liegt schon eine Woche zurueck: Hier also nun der Bericht:

Kodaikanal: Unser erster Ausflug

Neugier und Sehnsucht
Bereits kurze Zeit unter der heissen indischen Sonne können dazu führen, dass "Kälte" zu einem Zauberwort wird. Ebenso reichen wenige Eindrücke aus unserem Unfeld, um Lust auf mehr zu machen. Diese beiden Komponenten, sowie wärmste Empfehlungen der drei Freiwilligen (Magda,Lisa und Narmada), die bereits dort gewesen waren, verleiteten Steffi, Sarah und mich schon bald, nach Kodaikanal zu fahren - einem Ort in den Bergen.
Anfangs hatte ich etwas Respekt davor, so kurze Zeit nach der Ankunft bereits einen mehrtägigen Ausflug zu unternehmen, schließlich hatte ich mich eben erst in Madurai eingewöhnt. Aber die Sehsucht nach kälterer Temperatur und der Bewegung, die Bergwandern mit sich bringt, war schließlich ausschlaggebend. So war ich dann - mit leicht klopfendem Herzen, aber doch voller Vorfreude dabei. Wir planten, Von Donnerstag bis Samstag dort zu bleiben.

Es geht los
Am Busbahnhof in Madurai stellten sich uns die ersten Herausforderungen. Zum einen wurde ich das erste Mal so richtig mit Bettlern konfrontiert, die sehr hartnäckig waren. Davon hatte ich zwar einiges gelesen, aber damit umzugehen, ist doch etwas anderes. Auf den Strassen rund um das TTS war mir das auch bis jetzt nicht begegnet. Manchmal fand ich es schwierig zu entscheiden, ob und was ich geben sollte...
zudem waren all diejenigen, die wir auf der Suche nach dem Bus fragten, zwar sehr auskunftsfreudig, jedoch konnte die Qualität der Auskünfte nicht so recht mit der Quantität mithalten. Mehrfach wurden wir quer über den Platz geschickt, bis wir endlich richtig gelotst wurden. Beim Einsteigen in den Bus erwiesen wir uns als noch sehr von Deutschland geprägt. Irgendwie ist es ja nachzuvollziehen, dass man in indische Busse nicht rechts vorne einsteigt - da sitzt ja direkt der Fahrer. Aber bis wir das realisiert hatten und darauf kamen, einmal um den Bus herumzugehen, brauchte es eine Weile. Die Insassen des Busses werden sich gewundert haben, warum wir so lange so blöd herumstanden...
Und dann ging die Fahrt los - zwei Stunden durch Dörfer, über Landstraßen und kleinere Städte, schließlich nochmal zwei Stunden die Berge hoch, in Serpentinen, die wir auf der Hinfahrt, auf der ein umsichtiger Busfahrer fuhr, noch gar nicht so wahrnahmen, wie auf der Rückfahrt (dazu später).
Es wurde langsam weniger heiß und statt Menschen sahen wir lange vor allem Affen am Straßenrand. Wieder konnten wir beobachten, wie sehr der indische Verkehr über die Hupe organisiert wird: In den Serpentinen passten kaum zwei Fahrzeuge nebeneinander. Vor den kritischen Kurven (die doch in höherer Anzahl vorhanden waren) wurde gehupt, um Entgegenkommende zu warnen.
In Kodaikanal angekommen irrten wir eine Weile herum, bis wir das uns empfohlene Hostel gefunden hatten. Für 800 Rupien (ca. 16 Euro) bekamen wir ein Doppelzimmer mit Zusatzmatratze. Die Schlafgelegenheiten waren mäßig bequem, die Aussicht über die Berge schier unbezahlbar. Schon am Abend unserer Ankunft, als es bereits dunkel war, faszinierte uns die Sicht über das Tal und die vielen glitzernden Lichter darin. Leider ließ sich dieser Eindruck trotz vielfachen Versuchen nicht auf ein Foto bannen. Wer das erleben will, muss selber hinfahren.


Fröhliche Wanderer
Früh am nächsten morgen gingen wir los, um eine gepriesene Aussichtsplattform zu erreichen, bevor der für den Beginn der Monsunzeit typische Nebel aufziehen sollte. Schon die ersten Schritte auf den Weg boten viel zu sehen. Affen, die in den Bäumen turnten, Blüten, Kühe. Und vor allem herrlich kühle, frische Luft. Wieder einmal in Jeans, Jacke und festen Schuhen unterwegs zu sein, hatte einen Reiz für sich. Leider war entweder die Beschilderung oder aber unser Verständnis davon schlecht, sodass wir einen riesigen Umweg liefen. Das Dorf, durch das dieser uns führte, war zwar schön anzusehen, leider erreichte wegen dieses Zeitverlustes der Nebel die Aussichtsplattform vor uns. 



Stars?
Trotz alledem sahen wir uns auf dem Aussichtsplatz ein wenig um. Dabei gerieten wir unbeabsichtigt zwischen eine größere Reisegruppe. Diese zeigte sich so derart fasziniert von uns, wohl vor allem unserer hellen Hautfarbe, vielleicht aber auch von unserem Auftauchen in Indien an sich, dass sie sich gar nicht wieder einkriegen konnten. Die Männer machten Fotos über Fotos, die Frauen giggelten auf eine Weise, die ich vorher nicht für möglich gehalten hatte. Einige versuchten uns, ihre kleinen Kinder in die Arme zu schieben. Diese verstanden natürlich nicht, was vor sich ging und protestierten zum Teil heftig weinend. Auch das war ein Grund dafür, dass sich unser anfängliches Amüsement in leichte Gereiztheit und Erschöpfung wandelte. Fotoshooting ist definitiv nichts für mich - zumindest nicht als Objekt...

Affen :-)
Weiter gings trotz Nebel die Strasse entlang. Nach einigem Laufen - wir waren nun schon ziemlich weit von unserem Hostel entfernt, wurde das Laufen mit wirklich eindrücklichen Bildern belohnt. Zwar blieb das Tal weiterhin vom Nebel verborgen, aber nun kamen wir an einigen kleinen Marktständen vorbei - und an einer ganzen Bande auf den Bäumen sitzender Affen, die es ganz offensichtlich auf die Ware des Gemüsestands abgesehen hatten. Während sie auf eine günstige Gelegenheit warteten,sich zu sättigen kletterten sie auf den Bäumen herum und lieferten uns - die wir versuchten, sie zu filmen - eine regelrechte Show aus ihrem Leben: Gähnen, Kratzen, Klettern... Wir kamen nicht umhin, zu vermuten, dass es sich bei diesen Tieren um Medienprofis handelte. Als Sarah an Gemüsestand Karotten als Imbiss für den weiteren Weg kaufte, kam Leben ins Spiel. Nur mit Mühe konnten wir unsere Wegzehrung verteidigen. Nun begann es aber, zu tröpfeln und wir beschlossen, den Rückweg anzutreten.



Durch den Monsun
Anfangs wirkte das ganze noch harmlos und wir wähnten uns durch Regenjacken und Schirm gut geschützt. Nach wenigen Schritten mehr entpuppte sich dieses Sicherheitsgefühl jedoch als Illusion - es begann, in Strömen zu gießen, die Jacken waren - ebenso wie die Hosen und bald auch die T-Shirts - völlig durchweicht und wir stellten fest, dass man zwar in der Hitze von Madurai gerne mal von Frieren träumt, dieses Gefühl jedoch bald seinen Charme verliert, wenn es wirklich eintrifft. Zum anderen fiel uns ein, dass jede nur eine Garnitur warme Kleidung mithatte - diejenige, die wir trugen. Die würde aber bei kaltem Wetter im kalten Zimmer kaum wieder trocknen. Eine Weile stellten wir uns an einem Marktstand nahe des vorher besuchten Aussichtspunkt unter und gaben uns der Hoffnung hin, der Regen würde in absehbarer Zeit aufhören. Dazu sah dieser aber keinerlei Anlass. Bald bildeten sich kleine Flüsse und Wasserfälle auf der Strasse. Schließlich machten wir uns desillusioniert wieder auf den Weg und beschlossen, den nächsten Bus zurück nach Madurai zu nehmen, um uns und unsere Gaderobe zu trocknen. Die nassen Sachen klebten auf dem Körper und wir hatten immer noch ein gutes Stück Weg vor uns. Da kam - was für ein Glück! - die Reisegruppe von  vorher in ihrem Bis vorbei, hielt an und nahm uns mit. Im Bus wurden wir freundlich und (wie auch anders) lärmend begrüßt. Unser Mitfahren schien berechtigter Anlass für eine Party zu sein. Kurz vor unserem Hostel setzten sie uns ab, wir holten unser Gepäck und machten uns durch den immernoch strömenden Regen auf zum Busbahnhof.


Dekadenz
Auf diesem Weg kamen wir an einer Filiale von "Cafe Coffee Day" vorbei. Davon hatten die Freiwilligen bereits geschwärmt. Für einen durchschnittlich verdienenden Inder ist so ein Cafe vermutlich unglaublicher (in vielen Fällen wohl auch unerreichbarer Luxus), aber diese Gedanken waren uns regendurchweichten Wanderern zumindest in der gegebenen Situation sehr viel ferner als der brennende Wunsch nach Kaffee und heißer Schokolade. Im Cafe selbst konnte man fast meinen, in ein europäisches Ketten-Cafe versetzt zu sein. Neben solchem Luxus wie Tiefkühlpizza,Trinkschokolade und (ungemein fettiger) Schokotorte mit Vanilleeis, deren Genuss wir uns ungehemmt hingaben, fanden wir zu unserer Freude auch noch ein sehr sauberes Klo - sogar mit Klopapier!!! - wo wir uns die nassen Sachen ausziehen und mit unseren dünneren Sachen vertauschen konnten, die immerhin trocken waren. So gestärkt machten wir uns auf den Weg zum Busbahnhof und fanden dort nach einigem Hin und Her, den Bus nach Madurai.

Abwärts
Während der Busfahrt wurde das Tal wieder sichtbar. Das allerdings war wenig Anlass zur Freude, ließ doch der durch Worte kaum zu beschreibende Fahrstil des Busfahrers befürchten, dieses weit früher als geplant und erwünscht zu erreichen. In jeder Kurve auf der engen, schwer einsehbaren Straße, bangten wir um unser Leben. Der Busfahrer auf der Herfahrt hatte sehr häufig die Hupe zur Warnung betätigt, sein Kollege, dem wir nun für vier Stunden ausgeliefert waren, hielt dies ganz offensichtlich für unnötig, weshalb es immer wieder zu abenteuerlichen Ausweichmanövern kam, für die die Straße eigentlich nicht breit genug war. Die Schokotorte entpuppte sich in diesen Umständen als äußerst unbequem. Sarahs Magen fühlte sich bald völlig überfordert, diese Mahlzeit in sich zu behalten. Sie war aber nicht die einzige. Schon bald musste der Busfahrer anhalten und eine ganze Gruppe Mitfahrer verließen den Bus und obwohl ein höchst entschlossener indischer Mann dem Busfahrer offenbar sehr Deutliches über seinen Fahrstil zu sagen hatte - was beweist, dass dieser, trotz dem für uns sehr anstrengenden Verkehrsverhalten auf indischen Straßen, nun absolut nicht mehr Norm war - änderte dieser nicht viel, weder am Tempo noch an den Manövern. So war dieser Halt auch längst nicht der letzte. Mein Magen hielt stand und ich bewundere ihn immernoch nachhaltig dafür. Steffi und ich schafften es tatsächlich, die ganze Talfahrt lang, zu reden und zu lachen und waren selbst erstaunt davon, wie lange und in welch bedrohlichen Situationen Galgenhumor halten kann. Als wir aber wieder auf ebener Straße waren und uns einigermaßen zurücklehnen konnten, sagten wir lange erst mal gar nichts, so erschöpft waren wir. Einen kleinen Aufreger gabs noch, als es der Busfahrer trotz reichlichler anders weisender Beschilderung schaffte, als Geisterfahrer auf die Gegenfahrbahn einer großen Landstraße zu fahren. In den Straßen einer Stadt mag der Gedanken einer Regelung der Fahrbahnen wenig Anklang finden, auf solchen Landstraßen ist das aber auch in Indien gut organisiert und beschildert. Und außer unserem Verrückten schienen auch alle anderen Fahrer von der Sinnhaftigkeit dieser Regelungen überzeugt und von dem entgegenkommenden Bus höchst irritiert. Zum Glück ergab sich schneller als erhofft eine Möglichkeit, die Fahrbahn zu wechseln. Uff!!! Als wir in Madurai ankamen, hatte ich das Gefühl, dem Tod nur so eben von der Schippe gesprungen zu sein.

Gerade jetzt, beim Schreiben, eine Woche später, bin ich nocheinmal völlig fertig... Wenn ich wieder in Deutschland bin, werde ich nochmal versuchen, selbst Auto zu fahren. Meine instabielen Nerven - die bisher das größte Hindernis waren - erhielten ja nun eine Intensivschulung. Und ich bin ja nun auch noch eine Weile hier...

Samstag, 9. Oktober 2010

Wo bin ich - wer bin ich?

Das sind schon Fragen, die ich mir hier gelegentlich stelle. Ich versuche, zu leben, mich einzuleben, gleichzeitig aber auch, mich zu beobachten, zu sehen, wie ich mich in einem trotz allem noch sehr fremden Land verhalte.
Ich habe von ehemaligen Freiwilligen gehoert, die sich hier so eingelebt haben, dass sie bei der Rueckkehr mit Deutschland, mit ihrem alten Leben, grosse Schwierigkeiten hatten. Wird mir das auch so gehen? Will ich das ueberhaupt?
Vielleicht mag es seltsam erscheinen, dass ich mich so sehr mit meiner Rueckkehr beschaeftige, mit der Frage, ob ich in mein altes Leben zurueckschluepfe, wie in alte, vertraute Hausschuhe, oder ob es sich eher anfuehlen wird, wie lange nicht getragene hochhackige Schuhe mit duennen Absaetzen... Aber diese Frage zeigt mir auch immer wieder, wie ich mit meinem Leben hier verbunden bin.

 Immer wieder schwanke ich zwischen den Welten: Ich will nicht zurueckkommen, als wuerde ich aus einer Parallelwelt auftauchen. Ich will wissen, was passiert ist - zumindest ein bisschen. Deshalb schreibe ich Mails, lese im Internet deutsche Nachrichten (vielleicht sogar regelmaessiger, als ich das in Heidelberg gemacht habe), denke daran, wie es zu Hause ist.
Gleichzeitig moechte ich aber hier sein, nicht nur mit dem Koerper, sondern auch mit Herz und Kopf. Es soll nicht darum gehen, quasi von ferne mein vorheriges Leben einfach weiter zu leben. Ich will woanders gewesen sein, wenn ich zurueckkomme, von mehr erzaehlen koennen als vom Internetcafe und davon, wie ich im Ausland auf heimische Nachrichten reagiert habe.

Sind diese beiden Pole nun als zwei Welten anzusehen, oder gehoeren sie doch zusammen. wonach sollte ich suchen? Nach Fremdem, Exotischem, Unbekanntem, oder nach Vertrautem und Heimat? Kann man beides verbinden? Schoen faende ich das!

Und wer bin ich? Eine, die versucht, indisch zu sein? Eine Deutsche in Indien? Kann ich mich ueberhaupt als "Deutsche" definieren (zu Hause habe ich mich sicher selten um derartige Bezeichnungen gekuemmert). Eher Europaerin, oder gar nichts, was man bezeichnen kann, sondern einfach nur ich? Und was heisst das dann.?
Fragen ueber Fragen die nicht nur fuer mich gelten, sondern fuer jeden und jede, die ich hier treffe, gleich welcher Nationalitaet...

Ich bin gespannt, ob es auf die Fragen auch Antworten gibt...

Nach zwei Wochen

Gestern habe ich meine letzten Eintraege nochmal gelesen... Jetzt sollt ihr aber wirklich mehr erfahren ;-)

Ich finde es immer noch schwierig, die Eindruecke, die mich beschaeftigen, zu formulieren und meine Umgebung so zu beschreiben, dass ihr euch ein wirkliches Bild von meinem Alltag machen koennt.
Diesen Alltag gibt es im engeren Sinne ja eigentlich auch noch nicht. Da die Uni noch nicht angefangen hat, beschaeftigen wir uns selbst. Manchmal zu dritt, Sarah, Steffi und ich (die beiden werden auch studieren), abends oft auch zu sechst, mit den deutschen Freiwilligen, Magda, Lisa und Narmada. Wir hoffen alle aber auch, bald mit Indern naehere Kontakte zu bekommen.
Und was machen wir so? Vielleicht gar nicht so viel, aber noch ist selbst Einkaufen beinahe ein Abenteuer. In den ersten Tagen waren wir sehr viel im Internetcafe, jetzt pendelt sich da ein Normalmass ein, obwohl die Kommunikation mit zu Hause immer noch wichtig ist.
Ansonsten versuchen wir, ein wenig Tamil zu lernen, lesen ueber Indien und blaettern durch die Zeitung - die erste Eingewoehnungsphase, in der ich versucht habe, mit der veraenderten Umwelt klarzukommen, ist einer zweiten gewichen, in der mein Kopf jetzt versucht, einzuordnen, zu lernen und zu vertiefen. Vielleicht ist es doch ganz gut, dass ich so viel Zeit fuer diese verschiedenen Phasen gibt, obwohl ich doch dem Unistart entgegenfiebere.
Eigentlich wollte ich mir eine Art Studienplan machen, gezielt die Sprache lernen, mir Wissen ueber indische Politik und Geschichte anlesen und sorgfaeltig die Zeitung lesen. Aber dann kommt oft irgend etwas dazwischen, sodass ich diese guten Vorsaetze eher sporadisch umsetze. Vielleicht ist es auch ganz lehrreich, einmal in den Tag hinein zu leben, obwohl das auf Dauer anstrengen sein wird.

Was vermisse ich am meisten? Viele Kleinigkeiten eigentlich: Wurtsbrote, eine einfache Moeglichkeit, Klopapier zu bekommen, Schokolade... Ich wuerde gerne mal wieder durch die Strassen gehen, ohne staendig auf den Verkehr zu achten...

Und was ist schoen? Auch vieles: Die Palmen und Baeume auf dem Campus, die ihn wie eine Oase in den heissen Strassen wirken lassen, das Kokos-Chutney, unser allmorgentliches Obstfruestueck, die bunte Kleidung, die hier alle Frauen tragen.
Wir werden hier von allen sehr freundlich behandelt. Viele kennen ehemalige Austauschstudenten, die wir auch kennen. Daher wissen viele auch sehr genau, welche Probleme auftauche koennen. Zu scharfes Mittagessen zum Beispiel...

Ganz angekommen bin ich sicher noch nicht. Das wird mit dem Studienbeginn kommen, aber im Landeanflug bin ich bereits. Und der fuehlt sich gut an.
Morgen frueh bin ich zwei Wochen hier - die Zeit ist so schnell vergangen...