Donnerstag, 20. Januar 2011

Mein Geburtstag


Bevor ich den längeren Eintrag über unsere Reise schreiben, möchte ich euch noch erzählen, wie ich meinen Geburtstag verbracht habe. Eigentlich hatte ich sogar zwei Geburtstage, denn ich bin zwar in Deutschland am 17.1. geboren, das aber (wenn ich das richtig im Kopf habe) abends gegen 20 Uhr. Da war in Madurai schon der 18.1. gegen 0:30. Also habe ich sicherheitshalber zweimal gefeiert ;-)
Am 17. wurde ich morgens in unserem Hof von Steffi, Sarah und Kathi (einer Freundin von Sarah, die gerade für 3 Wochen zu Besuch ist) mit Obstsalat, Kuchen und der ersten Fuhre Geschenke. Von Sarah bekam ich eine große Auswahl indischen Schmuck – eine Kette und viele verschiedene Armreifen. Das konnte ich gut gebrauchen, denn ein Geburtstagskind hat hier ordentlich geschmückt zu sein. Bald kam dann auch Nyim und schenkte mir eine selbstgewebte Tasche und einen Strauß Kunstblumen. Erst viel später habe ich gemerkt, dass sie die Blumen aus den Weihnachtsservietten gebastelt hatte, die ich ihr nach unserer Weihnachtsfeier dagelassen hatte.  Dann bin ich ins Internet gegangen und habe mit Dominik geskyped.
Der 17. Plätscherte so dahin. Abends waren wir dann mit allen deutschen Mädels (momentan sind wir 10!) auf der Dachterrasse des  Hotel Madurai Residency und haben ordentlich geschlemmt. Auch hier gab es noch einmal jede Menge Geschenke.
Geschenke

Da mich bereits am 17. ganz viele Leute verständnislos gefragt hatten, warum ich denn kein „Birthday-Dress“ hätte, war am 18. – vor dem Geburtstagstee am Nachmittag, zu dem ich einige indische Freunde eingeladen hatte – erstmal Klamottenkauf angesagt. Vorher war ich noch mit Nyim für den Tee einkaufen.
Nachmittags habe ich dann mehr Zeit vor dem Spiegel verbracht, als jemals seit meiner Ankunft hier (was nicht heißt, dass ich hier ungepflegt rumlaufe), um den Schal, Armreifen, Fußkettchen und Kette (eine, die ich von Dominik bekommen habe) ordentlich anzubringen. Leise vor mich hin klingelnd ging ich dann zu Nyim, die mir für die Feier Küche und Wohnzimmer für meine Feier zur Verfügung gestellt hatte und letztlich während der Feier auch den ganzen Service (Teekochen, Servieren und sogar Abwaschen) übernahm.
Leider kamen längst nicht alle Eingeladenen, aber die ganz besonders netten waren natürlich da ;-) und es gab die dritte Fuhre Geschenke. Zu Beginn wurde ein Gebet für mich gesprochen und gesungen und dann verging die Zeit bei Tee, Kuchen und vielen netten Gesprächen schnell vorbei.
Ein paar Gaeste (von links nach rechts: Steffi, John Salomon, Dina und Magda)

Me and my Birthday-Dress ;-) zusammen mit Magda, John Salomon und Hegou

Es war wunderschön, sodass ich im Moment nur mit großer Wehmut daran denken kann, dass ich in weniger als sechs Wochen schon die Heimreise antreten und so viele gute Freunde hier zurücklassen muss…
Im übrigen war das der erste Geburtstag, an dem ich ordentlich geschwitzt habe und man während der Feier auf Mückenjagd gehen musste…

Manna mit traditionellem Oberteil aus Manipur

Mit Mongsun (l.) und Nyim

Weihnachten fern der Heimat ;-)


An vielen Orten in Deutschland – so habe ich zumindest aus der Ferne gehört – hat es Weihnachten geschneit. So haben vielleicht einige von euch wunderschön klassische Weiße Weihnachten gehabt.
Meine Weihnachten waren vieles, aber sicher nicht „klassisch“, oder besser gesagt: Zumindest nicht klassisch deutsch oder mitteleuropäisch. Ich glaube aber, dass unsere Weihnachtsfeier für keinen der Beteiligten auf die jeweils gewohnte Weise von Statten ging, obwohl einzelne Elemente wiederum bei allen gleichermaßen dazugehörten.
Mein größtes und schönstes Weihnachtsgeschenk habe ich bereits am 21. Dezember vom Flughafen abgeholt – Dominik kam, um drei Wochen gemeinsam mit mir zu verbringen, mit mir Weihnachten zu feiern und zu reisen. Von dieser Reise werde ich euch auch noch berichten, nun möchte ich euch erst einmal von meinen so ungewöhnlichen Weihnachten erzählen.
Für den 25. (an diesem Tag wird in Indien gefeiert), waren Dominik und ich bei Nyim und Bimol, die ich bereits einmal erwähnt habe (ein Ehepaar aus Nordostindien) eingeladen. Einige der am TTS studierenden NordostinderInnen waren, da die Reise nach Hause teuer und langwierig ist, in Madurai geblieben. Sie und ein Ehepaar aus Andhra Pradesh feierten also zusammen. Wir waren also eine interessant gemixte Gruppe von Leuten, die alle andere Sitten und Gebräuche mit Weihnachten verbanden und nun gemeinsam feiern wollten.
Die Feier begann mit einem gemeinsamen Gebet, Weihnachtsliedern und einer kurzen Predigt von mir. Erst am Abend vorher, als ich mit Dominik auf der Dachterasse eines Hotels bei gutem Essen den Heiligen Abend feierte, erreichte mich via SMS Nyims Bitte,“ das eine kurze Predigt vorzubereiten, was ich dann am nächsten Morgen in aller Eile noch tat. Eigentlich wollte ich den Predigttext auch in den Blog schreiben, leider ist er wohl im Müll gelandet oder ist sonst irgendwie seine eigenen Wege gegangen…
Dann war Dominik dran, der auf Bitte unserer Gastgeber hin ein bisschen über Weihnachten in Deutschland erzählte und Fotos zeigte. Besonders ein Bild aus dem elterlichen Wohnzimmer, das ihn mit seinem Hund unter dem Weihnachtsbaum zeigte, kam sehr gut an. Noch größere Zuspruch erhielt aber unsere konkretere, greif- und essbarere Demonstration unserer Weihnachtsbräuche in Form selbstgebackener Plätzchen von Dominiks Mutter, einer großen Packung Lebkuchen sowie (mangels des Originalgetränks, das man schwer hätte transportieren können) Gummibärchen mit Glühweingeschmack aus dem Darmstädter Bärenladen. All das hatten wir auf dem von meiner Mutter bereits zum ersten Advent geschickten Weihnachtsservietten unter den Augen des aus gleicher Quelle kommenden Kantenhocker-Engels arrangiert. Letzterer gefiel Nyim und ihrem Sohn Manna so gut, dass er nun ein neues zu Hause hat. Die Plätzchen verschwanden ausgesprochen schnell und die Versammelten werden diesen kleinen Eindruck von deutschen Weihnachten sicher in guter Erinnerung behalten.
Ansturm auf die Plaetzchen

Und futtern...

Manna vom Engel beschuetzt

Ein deutscher Weihnachtsengel hat sein indisches Zuhause gefunden

Dominiks Erzählungen lösten ein Gespräch über die Weihnachtsbräuche in den Heimatorten der Gäste aus. Auffällig war für mich, dass in all diesen Orten Weihnachten einen viel stärkeren Gemeinschaftsaspekt hat, als unsere – ja meist im engeren Familienkreis gefeierten – Weihnachten. Zwar gehen auch in Deutschland viele Familien in den Gottesdienst, danach kehren sie aber zumeist in die eigenen vier Wände zurück. In Indien gibt es neben den (ohnehin schon längeren) Gottesdiensten auch noch weitere Versammlungen mit z.B. Theateraufführungen, Wettberwerben für die Kinder und vielem mehr. Zu diesem Thema lohnt sich wieder ein Blick auf Steffis Blog, denn sie hat zusammen mit Sarah einen Pastor durch die Dörfer, in denen er Gottesdienste halten musste, begleitet und all das miterlebt. Ob sie schon geschrieben hat, weiß ich nicht – Nachgucken lohnt sich!
Dann gab es ein wunderbares Essen und danach Tee. Dann löste sich die Gruppe langsam auf.
Leckeres Weihnachtsessen!!!
Am Abend gingen Dominik und ich nochmal zu Nyim und Bimol, um unsere Weihnachtsgeschenke zu überreichen. Hierbei mussten wir etwas improvisieren, weil wir zwar für die beiden, ihren Sohn Manna und die Verwandte Mongsun Geschenke geplant hatten, nicht aber für zwei weitere Besucher. Zum Glück hatte ich noch einen lustigen USB-Stick und etwas Weihnachtsdekoration übrig. Die Freude über die Geschenke war groß und wir wurden zum Resteessen eingeladen, was wiederum uns sehr freute. So verbrachten wir auch einen schönen Abend.
Geschenke angucken...

Der 26. Stand dann ganz unter dem Zeichen unser Reisevorbereitungen. Von der Reise werde ich bald berichten.