Donnerstag, 2. Dezember 2010

Endlich wieder ein Lebenszeichen

Endlich wieder ein Lebenszeichen
Nun habt ihr wirklich lange nichts mehr von mir gehört… Erst war ich ein bisschen faul und dann musste das Internetcafe wegen Monsunschaden schließen. Mittlerweile ist es aber erfolgreich umgezogen, also kann es jetzt weitergehen.

So elegant kann man "Wir sind umgezogen" auch formulieren :-)

Um ehrlich zu sein, hat sich meine Schreibfaulheit auch daraus ergeben, dass sich nichts „weltbewegendes“ ereignet hat. Anfang November begannen wir auf den Start des Semesters und somit unserer Kurse zu warten. Damit waren wir zwei Wochen lang mehr oder weniger gut beschäftigt. Dann lief alles langsam, sehr langsam an. Viele Kurse fallen aber immer noch häufig aus, verschieden sich oder dauern weit kürzer als angekündigt. Es kann schon mal vorkommen, dass der Dozent (im geschilderten Fall der Principal) 10 Minuten nach Unterrichtsbeginn in den Raum stürzt „Sorry, sorry, I forgot I had classes“ (einige Wochen nach Semesterbeginn!) 15 Minuten unterrichtet, dann zu einer Sitzung muss und wieder verschwindet…
Manchmal bin ich  doch etwas frustriert über den Mangel an geistiger Nahrung…
Aber auch das kann man nicht allgemeinsetzen, denn wir machen durchaus interessante Erfahrungen. Die tatsächlich theologischen Kurse geben zwar nicht viel her, aber zwei Veranstaltungen im Center for Social Analysis (wie gut, dass es das gibt!) bieten doch ziemlich viel Denkstoff. Über diese beiden Kurse – Women’s Movement und Socio-Cultural Pattern – werde ich euch noch genauer berichten.
Obwohl ich noch längst nicht so viele Bekanntschaften gemacht habe, wie ich gerne möchte, gibt es doch zumindest einige Leute, die hier sehr wichtig geworden sind. Die möchte ich auch gerne näher beschreiben…
Sehr oft bin ich bei einer indischen Familie, die ich über Mathias Empfehlung kennen gelernt habe. Das Ehepaar Nyim und Bimol mit Sohn Manna und der entfernten Verwandten und Haushaltshilfe Mongsun. Nach kaum mehr als drei Besuchen erklärten sie mich zum Familienmitglied ? und ich kann kaum vorbeischauen, ohne Tee oder Süßigkeiten oder Nudeln, oder irgend etwas anderes zu bekommen. Mathias – falls du das liest – es war eine geniale Idee, ihnen Gummibärchen zu schicken, auch von denen habe ich natürlich etwas abbekommen ?.
Dann gibt es Rajasingh, ursprünglich aus Bangalore und im konservativen Madurai etwas unglücklich, der sich mit uns, insbesondere mit Steffi, angefreundet hat und eigentlich jeden Tag in unserem Hof zu finden ist, Dina (eigentlich Samuel Dinagaran), der nicht nur ein guter Trommler und Tänzer ist, sondern schon bei der Dialogue Exposure, aber auch hier auf dem Campus ein  sehr hilfreicher Freund ist, geduldigt zuhört und verbessert, wenn wir versuchen, tamilische Sätze zu radebrechen oder von unseren Eindrücken erzählen… von ihnen allen und noch einigen mehr werde ich euch noch ausführlicher beschreiben.
Die Regenzeit hat ihre eigenen Herausforderungen: Auf mein morgentliches Badmintonspiel mit Nyim, das ein wunderbarer Tagesstart war, muss seit ein paar Wochen verzichten muss, weil der (asphaltierte) Sportplatz überflutet ist und der Rest des Campus im Matsch versinkt. Jeden Abend vor dem Schlafengehen muss ich zunächst verirrte Frösche und Tausendfüßler in größerer Zahl aus meinem Zimmer entfernen. Letztere scheinen momentan Paarungszeit zu haben. Eine solche Paarung ist höchst bemerkenswert – dass sich so manches Wesen bei dieser Beschäftigung irgendwie stapelt ist ja bekannt, bisher habe ich aber von noch keinem Paar gehört, bei dem währenddessen noch ein Spaziergang stattfindet. Das ist schon höhere Kunst, bei dem sich der Untermann (oder die Unterfrau, oder wie auch immer) sich sichtlich abrackern muss. Einer trage des anderen Last…
So, jetzt unterlasse ich aber im Weiteren solch anstößige Texte ;-) …
Bei Sarah regnet es ganz furchtbar – leider auch innerhalb des Zimmers und der Schimmel verbreitet sich schneller, als man mit dem auswaschen hinterherkommt. Zumal wir das dazu nötige heiße Wasser ja nicht aus dem Hahn bekommen, sondern erst im Wasserkocher erhitzen müssen. Bis da genug zusammen ist, um z.B. einen Rucksack zu waschen, dauert es eine ganze Weile.
Hinzukommt, dass unsere Türen (die aus offenbar schon recht altem) Holz sind, sich durch die Feuchtigkeit derart verzogen haben, dass man Steffis Tür überhaupt nicht mehr schließen (oder gar abschließen) kann und ich genötigt bin, im wahrsten Sinne des Wortes mit der Tür ins Haus zu fallen, weil mein ganzes Körpergewicht nötig ist, um sie zu öffnen. Noch schwieriger ist es von innen – da muss ich mich an den Türgriff hängen und mich nach hinten fallen lassen. Jedes Mal befürchte ich wieder, dass ich den Griff herausziehen und mich ordentlich hinsetzen könnte. Schließen kann ich die Tür nur mit einem großen Knall, den gefühlt ganz Südindien hören kann…
Im Großen und Ganzen habe ich aber von uns Dreien am wenigsten monsunbedingte Unannehmlichkeiten zu ertragen, denn es regnet bei mir nur über der Tür rein, nicht aber über Bett und Regal (Da letzteres im Prinzip ein Vorsprung der Wand ist, kann man es nicht verschieben). Sarah hatte zeitweise alle unsere Teller im obersten Fach stehen, um das stetig tropfende Wasser aufzufangen.
Tja, Geschichten aus dem Leben… bald gibt’s mehr!!!

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